Gestatten, mein Name ist Vasilopita

Ich habe in diesem Verein bereits mehrere Gestallten angenommen und wurde auch schon von vielen betreut. Man hat mich groß gebacken, aber auch klein. Zubereitet wurde ich mit den Gewürzen Machleb und Kardamom, manchmal auch mit Mastix-Harz. Gebacken haben mich Frau Sofia, aber auch Vaso...in letzter Zeit werde ich in der Bäckerei von Hans gebacken. Mit mir gemeinsam werden weitere 250 kleine Vasilopita gebacken, so dass mich jeder genießen kann, Tänzer und auch alle Gäste dieses Tages.

Was diese Augen bereits gesehen haben in den letzten 30 Jahren…

Man hat mich informiert, dass man mich in diesem Jahr nicht anschneiden und verteilen werde. Man wird mir jedoch einen Artikel auf der AKRITES Homepage widmen…ok…warum nicht? Ich denke ich bin der geeignetste Kuchen, um über diese Reise erzählen zu können.

Ich denke ich muss mit dem wichtigsten Teil des Vereins beginnen, den Tänzern. Jährlich werden zu meinen Ehren pontische Tänze vorgeführt. Was für ein wunderschönes, farbenfrohes und stolzes Schauspiel! Gemeinsam mit den Zuschauern wurde auch ich jedes Mal zu Tränen gerührt. Der rührenste Moment jedoch war der als die Großen (Tänzer bis zu 75 Jahren) getanzt haben. Ich habe eine Gänsehaut bekommen als ich Frau Sofia, die Frau, die mich vor vielen Jahren gebacken hat, tanzen gesehen hab. Dies alles zusammen mit Menschen mit denen wir gemeinsam die letzten 30 Jahre erlebt haben.

Die "Großen" 2020

 



Tänzer bei diversen Vasilopita Veranstaltungen

 

Habt Ihr schonmal einen Kuchen nonstop Lachen gesehen?  Nein? Dann hattet Ihr mich wohl schon aufgegessen oder auch Ihr habt die Theaterstücke intensiv miterlebt. Ich kann mich an Ioannis Papadopoulos erinnern mit der langen Unterhose, Vaso Kalpakidou mit den Läusen, Ioannis Mavridis und natürlich den einzigartigen “alten“ Ioannis Piperidis. Vor kurzem habe ich sogar Georgios Kyriakidis als Aristoteles gesehen. Einzigartige und schöne Momente an die ich mich immer erinnern werde.

  
1992
 
1993
 
 
1997
 

1997
 
1997
 
2019

 

Seit der Gründung des Vereins hat der glückliche Gewinner, der die Münze, die sich in mir versteckte bekam, eine Goldmünze als Preis bekommen. Auch alles Gäste, die an diesem Tag dabei waren, haben Preise gewonnen. Mal Bücher, dann Präsentkörbe aber auch schon Replikate besonderer Münzen des Kaiserreiches der Komninen.

Ich kann mit Gewissheit sagen, dass wichtigste Veranstaltung in dieser Zeit im Neujahr 2005 war, denn an diesem Tag fanden wir uns alle zum ersten Mal im selbst erbauten Vereinsheim wieder. An diesem Tag hat der damalige Vorstand Ioannis Papadopoulos voller Stolz über den großen Einsatz und all die Opfer, die jeder bringen musste, um dieses gemeinsame Ziel zu erreichen. Dieser Tag wurde später zu einem der zehn Meilensteine in der Geschichte des Vereins erklärt. Auf dem Vereinsgelände wurden diese Meilensteine der letzten 30 Jahre, alle auf gravierten Metallplatten verlegt.

  

Wenn ich die Möglichkeit dazu hätte, würde ich auch ein Tänzer werden. Aber da ich nur einmal im Jahr auftauche hätte ich wohl wenig Chance der Tänzer zu werden mit den wenigsten Fehltagen. Ich würde alles dafür tun auf dieser Bühne zu stehen. In den Anfangsjahren hat derjenige zur Belohnung einen Geldbetrag bekommen, die letzten zwei Jahre jedoch, bekamen die Gewinner eine komplette Tracht im Wert von 300 €.

Der Verein hat den Tag an dem ich im Mittelpunkt stehe auch dazu genutzt um Menschen, die viel für den Verein getan haben zu ehren. Natürlich wurden auch immer die Frauen des Vereins erwähnt, da diese für die Kuchen zuständig waren. Dies alles macht mich unglaublich stolz. Geehrt wurden folgende Personen:

- Penelope Arsoniadou
- Genowefa Kalpakidou
- Georgios Kyriakidis
- Vasiliki Kalpakidou
- Ilias Kalpakidis
- Pater Sotirios (er hat mich jahrelang angeschnitten)

 

 

Über drei Jahre hinweg gab es auch einen Chor, der sehr schöne pontische Lieder gesungen hat. Ebenfalls präsentiert uns der Verein seit vielen Jahren den Brauch der Chaos verbreitenden “Momogeri“, bei diesem tänzerischen, von Männern verkörperten, Schauspiel gibt es unter anderem einen alten Mann, eine alte Frau, eine Braut (Oh was meine Augen schon für Bräute gesehen haben), einen Teufel und einen Polizisten. Das werde ich dieses Jahr sehr vermissen.

   

Wir haben alle viele interessante Vorträge über Bräuche und Traditionen der Weihnachtperiode (12 Tage von Weihnacht bis zu den Heiligen Drei Königen) verfolgt. In diesen wurde nicht nur über Pontos und Griechenland vorgetragen, sondern über die ganze Welt. Wie könnte ich je vergessen das Frohe Weihnachten auf Japanisch Merīkurisumasu bedeutet.

Wenn ich mich für eine Sache entscheiden müsste die mich mehr als alles andere berührt hat, dann ist das nicht der Fakt, dass man es mit riesigem Einsatz und unter erbringen vieler Opfer geschafft hat den Verein zu halten, wohlgemerkt mit ständiger und positiver Entwicklung. Auch nicht, dass der Verein den finanziellen Gewinn dieser Veranstaltungen seit 8 Jahren dem Verein LAMPSI spendet, die krebskranken Kinder unterstützt in Griechenland. 

Nein, eigentlich berühren mich all diese Menschen, die sich an diesem Tag versammeln, um mich zu sehen und zu schmecken. Dies bringt Freudentränen in mein Gesicht. Mein Auftritt schafft es immer alle Griechen zusammenzubringen. Ich fülle jede Halle, egal wie groß.

Ich erinnere mich an vieles, an kleine Kinder, die durch die Hallen rannten und heute in den Dreißigern sind und eigene Kinder haben, die machen natürlich das Gleiche. Ich denke da an manch geliebten Mensch, der heute leider nicht mehr am Leben ist. Unterm Strich kann ich sagen, dass ich in diesem Verein eine gesamte Generation erlebt habe die sich meinetwegen getroffen haben um Ihre Religion, Ihre Sitte und Ihre Bräuche nicht zu vergessen!

   

Man stellt mir die Frage, ob ich mich als Pontos-Kuchen fühle, und ich antworte, dass die Pontos Kultur tief in mir verwurzelt ist, aber ich gehöre allen, ohne Grenzen.

Alle Gute!

Euer Vasilopita Kuchen